"Ungeheuerlich!". Sokar blieb nach aussen hin ruhig, doch tief im Inneren zitterte er. Osiris, der König aller Landen, war soeben in das Totenreich gekommen.
Seth hatte ihn umgebracht - ein klassischer Brudermord... aus Neid ? ... Schliesslich beherrschte Osiris alles Land, während fuer Seth reichlich wenig uebrigblieb.
Sokar hielt inne. Er konnte Osiris nicht so behandeln wie die anderen auch, denn ...Osiris war ein König...eine Gottheit ... mit sehr viel Macht.
Was wuerden die anderen Götter sagen wenn er ihn einfach so im Totenreich verkommen lassen wuerde? Nein, das geht nicht.
Osiris muesse im Totenreich Macht bekommen, so waren nuneinmal die Regeln, aber das war Sokars Gebiet. Das gehörte ihm allein. Was also sollte er tun?

"Bring ihn her!", zischte Sokar zu seinem halbtoten Wächter, der sich daraufhin humpelnd in Bewegung setzte.

Nach einiger Zeit kam er mit dem König, in Ketten gelegt, zurueck. Osiris trug ein goldenes Gewand mit kleinen Verzierungen am Rande, die im Kerzenlicht
weiss schimmerten. Sokar blickte ihm,von seinem Thron aus, kaltblütig in die Augen, wahrend er mit seiner rechten Hand die Wärme einer Kerze zu umschliessen schien.
Osiris hielt dem Blick stand.

"Wir wuerden einer Verschmelzung zustimmen.", sprach Sokar nun mit erhabener Stimme. Osiris nickte, wusste, in welcher Zwangslage Sokar steckte
und schaute ihm immer noch in die Augen, dachte nicht dran seinen Blicken auszuweichen. Eine Verschmelzung. Das wuerde seine Macht wieder festigen.
Er erhob sich und oeffnete sich fuer die Verschmelzung der beiden Goetter.
Sokar stand nun auf und entzuendete mit einer Handbewegung alle Kerzen im Raum, an dessen Waenden sich nun Blutspritzer offenbarten. Er stellte
sich vor Osiris,legte seine Hand auf seine Stirn, und schloss die Augen.

Ploetzlich riss Osiris mit der linken Hand eine Flasche von seinem Gürtel ab, trat blitzschnell einen Schritt zurueck und uebergoss Sokar
mit einem todbringenden Serum. Sokar kondensierte unter Todesschreien und einem mueden Laecheln von Osiris zu einem verdichteten Serumstaub,
der allmaehlich einen kleinen Stein formte. Sicher seines Sieges, hob der König den Seelenstein von Sokar auf und verbannte ihn, mit allen
Seelensteinen derer, die einst das Totenreich bevölkerten, zu einem riesigen Stein des Serums zusammengepresst, in eine andere Welt...

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Undeutlich und verschwommen nahm Sokar seine Umwelt war. Es kam ihm beinahe wie eine Ewigkeit vor, die er hier lag, soviele Gedanken schwirrten ihm
durch den Kopf. Wie war er hierher gekommen? Was war passiert? Wo ist er ?

Als seine Sicht aufklarte setzte er sich mit einem Ruck auf. Tief gedemütigt und depersonalisiert blickte er sich um.

Er sass in einem grossen Kreis von dunklen Steinen, am Rande stand eine Statue. Er selbst schien so etwas wie ein wiedergeborenes
lebendiges Serum zu sein. Wie ein Geist, ohne Koerper und doch fest. Es war seltsam. Etwas weiter im Südosten erkannte er die Umrisse
eines imposanten Tempels, im Norden erstreckte sich ein finsterer Wald.

Geschwaecht stand er auf und machte sich daran diese fremde Welt zu erkunden und seine alte Macht wiederaufzubauen...

Anmerkung:
1. Mit Osiris ist der aegyptische Totengott (der bekannteste) gemeint und kein Spielcharakter.
2. Mit "Verschmelzung" ist das Zusammenlegen zweier Götter zu einem gemeint, was im alten Aegypten durchaus vorkam.